
Bekleidung
Wir leben in einer Welt des Wohlstands,
einem Wohlstand, den wir auch zeigen,
mit Äußerlichkeiten,
schicker Kleidung,
modern, ausgefallen,
aufwendig verarbeitet
und billig.
Kosten darf die Mode nicht viel, denn, Mode ist vergänglich,
wird aber vielfach nach dem bekannten Motto verramscht:
Wer mehr bezahlt ist selber schuld".
Aber beim Anziehen, im Spiegel,
mein Gewissen.
Es ruft, erzählt von dem Preis,
den andere Menschen bezahlen müssen,
damit ich immer modisch bekleidet bin.
Kinder, die für einen Hungerlohn nähen müssen,
weil ich in der Schule oder auf Arbeit auffallen will,
mit einer Hose, die Kinder genäht haben,
deren Recht auf Bildung mit Füßen getreten wird, die noch nie eine Schule gesehen haben,
denn, für die Schule haben sie keine Zeit, damit sie meine Hose zu einem
Spottpreis nähen können.
Der Spiegel zeigt auch den Stoff meiner Hose,
künstlich verwaschen, modern und schön.
Aber der Weg dahin, der lässt meinen Blick vom Spiegel abwenden.
Dort sehe ich noch die Chemie, mit der meine schöne Hose gewaschen wurde,
mit bloßen Händen eingetaucht, in dampfende Lauge,
die eingeatmet wird von den Menschen, die meine Hose nähen,
die dann in das Wasser fließt, das die Menschen trinken müssen,
denen ich meine schöne Bekleidung verdanke.
Meine schöne Hose,
auf Kosten der Gesundheit und Bildung anderer Menschen
in Indien, Südamerika, Asien genäht.
Nein, ich will Kleidung tragen,
die fair hergestellt worden ist,
die mein Gewissen nicht schreien lässt, wenn ich mich im Spiegel betrachte
Sie will ich suchen und finden, eine Hose zu einem fairen Preis.
Text Bernhard Klose, Foto HL