Ein ereignisreicher Sonntag
Patronatsfest, Pfarrversammlung, Priesterjubiläum ...
Sein Leben hätte auch ganz anders verlaufen können: bequem, sorglos, luxuriös. Hineingeboren in eine angesehene Adelsfamilie hatte er Zugang zu Bildung und Reichtum. Die Welt stand offen für ihn. Doch er wählte den anderen Weg: unbequem, arm, beschwerlich. Er hätte in Welt und auch Kirche alle
Karriereleitern besteigen können. Aber er ging nach der Priesterweihe den beschwerlichen Weg nach Marokko, um den Menschen dort das Evangelium zu bringen. Schweres Fieber durchkreuzte seine Pläne. Er musste zurück nach Europa. Ein Sturm traf sein Schiff so hart, dass er seinen Heimathafen nicht erreichte, sondern in Sizilien strandete. Wieder ein Ziel verfehlt. Der Gestrandete zog sich zurück in eine Einsiedelei. Was für ein Leben war es, das Leben des Ferdinand Martin von Bulhon? Es hätte glücklicher verlaufen können - nach menschlichem Ermessen. Doch was wäre von diesem Dasein für die Nachwelt geblieben, von dem Leben eines Gelehrten oder eines Bischofes, das irgendwo in Portugal oder Italien in geordneten Bahnen verlaufen wäre. Ferdinand Martin von Bulhon's Leben strahlt bis ins Heute. Nach den einsamen Jahren in Montepaolo wurde er, dank seiner Redegewandtheit, Volksprediger, später Ordensprovinzial. Die Kirchen reichten damals nicht aus, um die Menschen zu fassen, die von Ferdinand Gottes Wort verkündet haben wollten. Ferdinand Martin von Bulhon ist der bürgerliche Name des Hl. Antonius von Padua, dem Namenspatron unserer Gemeinde. Und irgendwie hat er uns auch heute noch viel zu sagen. Wir leben in einer, verglichen mit anderen Ländern, reichen Kirche. Und doch spüren wir den dreifachen Mangel, so wie Pfarrer Bohaboj es auf der Pfarrversammlung ausdrückte: den Mangel an Priestern, an Gläubigen und an Geld. Der Priestermangel hat zur Folge, dass Pfarreien zusammengelegt werden (müssen). Mit diesen Veränderungen lebt auch unsere Gemeinde seit Januar 2011, die nun mit der Filialkirche St. Marien Zschopau eine Einheit bildet. Priestermangel hat strukturelle Veränderungen zur Folge: sprich Gottesdienstzeiten. Das spüren beide Gemeinden und natürlich ist es nicht einfach, aus den gewohnten Bahnen „herausgeworfen" zu werden. Einen Königsweg gibt es nicht.

Die vom Pfarrgemeinderat einberufene Pfarrversammlung wollte unter anderem erfahren, wie die seit Januar 2011 festgelegten Gottesdienstzeiten sich im Alltag bewährt haben. Unter der Moderation von Pfarrer Heinrich Bohaboj wurden die verschiedenen Meinungen gehört und diskutiert, um diesen schwierigen Punkt in einer der nächsten Pfarrgemeinderatssitzungen erneut zu thematisieren. Falk Beer aus dem PGR-Leitungsteam machte auch deutlich, dass die Festlegung der neuen Zeiten für das damals in eine neue Legislaturperiode gehende (also neue) Gremium kein einfaches Thema war, bei dem viele Dinge und auch Zwänge unter einen Hut gebracht werden mussten. Und vielleicht kann uns hier der Hl. Antonius von Padua auch helfen. Vielleicht ist es für die Kirche der Gegenwart mehr Chance, als Zumutung die bequemen Wege einer „Rundum-sorglos-Kirche" zu verlassen, in der Hoffnung, dass die jetzige (natürlich nur relative) Armut an Priestern, Gläubigen und zum Teil auch an Geld der bessere, der für die Zukunft der Kirche nachhaltigere Weg ist. Gemeinden sind nun auch ein Stück weit gezwungen, die neue Situation zu gestalten: mit Engagement eine Gemeinschaft zu bilden, die auch mal fragt, wie geht es dem Nachbarn/der Nachbarin in der Kirchenbank eigentlich mit seinem Glauben. Wofür können wir gemeinsam beten? Wo kann ich für ihn/sie da sein, wo kann er/sie mir helfen? Was können wir zusammen machen, außer darauf zu warten, das der Priester kommt und etwas mit uns macht?



Es war ein wirklich ereignisreicher Tag, dieser 26. Juni: Festgottesdienst, Feier des silbernen Priesterjubiläums, Frühschoppen, Pfarrversammlung, Verabschiedungen, Patronatsfest mit Kinderprogramm … das macht hungrig. Und so konnte das Fest mit Bratwurst, Steak, Bier vom Fass, Fassbrause und Kuchen gemütlich ausklingen.
Antonius von Padua wird nachgesagt, dass er vor lauter Arbeit kaum Zeit fand, etwas zu essen. Das ist uns nicht passiert, trotz der vielen Ereignisse dieses Tages.
Fotos: Reto Wanner SDB, Text: HL