Trotzdem
Nein, es war kein gutes Jahr: Kriege, Krisen, Leid und Terror. Und nun sollen wir Weihnachten feiern – so tun, als gäbe es das alles nicht? Sollen wir einfach über alle Sorgen dieser Welt goldenes Lametta werfen und unbeschwert feiern – die Tragödien ignorieren und wenn das nicht geht, einfach traurig feststellen: „Früher war mehr Lametta“ (Loriot´s Opa Hoppenstedt)?
Das wird nicht gelingen. Aber wir können auf die Krippe blicken und erleben, wie Gott seinen Sohn uns als Baby geschenkt hat. Gott ist kein stiller Beobachter des Experimentes „Erde“ sondern ist bei und mit uns – nicht als Superman sondern als Baby. Er wird überall dabei sein – bei allen schönen und schlimmen Dingen, die auch wir erleben.
Die Krippe auf diesem Bild ist mit einfachsten Mitteln gebaut worden: mit Packpapier und billigen Krippenfiguren. Sicher gibt es wertvollere und künstlerisch attraktivere Krippen. Doch diese Geburtsortnachstellung ist (jedenfalls für mich) eine der schönsten Krippen, die ich gesehen habe. Gestaltet hat sie eine syrische Familie. Diese Menschen haben ihrer Heimat verloren und alles das hautnah erlebt, was uns die Medien immer als Schreckensmeldungen ins Wohnzimmer bringen.
Im Wohnzimmer ihrer Wohnung steht diese Krippe. Die Familie hat Gott einen schönen Platz gegeben, trotz allem, was sie erleben mussten. Sie feiern Weihnachten – nicht mit goldenem Lametta aber mit Jesus im Herzen, den sie – trotzdem – als Quelle der Kraft sehen und ihm vertrauen. Trotzdem! Welche eine schöne Botschaft ist das, die uns unsere neuen Gemeindemitglieder geschenkt haben.
Ja, wir können, dürfen und sollen Weihnachten feiern, vielleicht mit weniger Lametta, aber mit frohen Herzen.
Text: Henning Leisterer